Stell Dir vor: 7.2 Kilometer in der Schweiz, 51.5 Kilometer in Österreich und der Rest? Der schönste Wahnsinn auf zwei Rädern quer durch Deutschland, die der Fürst der Finsternis in seinem 10-jährigen AUDAX Suisse Palmares als seinen "top 600er" betitelt. Und das von einem Mann, der seine Freizeit damit verbringt, andere zu quälen. Nach dem Start in St. Margrethen SG, wo noch alles harmlos und idyllisch wirkt, geht es in Bregenz sofort zur Sache: Saftige Hügel im Vorarlberg, die Dich daran erinnern, dass Du wirklich hierherkommen wolltest. Aber keine Panik, nach 60 Kilometern hast Du das Dach des Brevets erklommen und ab Oberstdorf, der südlichsten Gemeinde Deutschlands, gleitest Du wie auf magischen Schwingen durch den Freistaat Bayern – ohne auch nur einen Tropfen Bier zu verschütten.

Unterwegs gibt es reichlich Gelegenheit, Deine Kalorienspeicher aufzufüllen: gutbürgerliche Restaurants, Supermärkte und sogar das goldene M sind strategisch platziert und zwar so als wäre es Deine letzte Mahlzeit vor dem Jüngsten Gericht. Bei Kilometer 140 erreichst Du den ersten Checkpoint beim Schloss Neuschwanstein. Nach einem königlichen Photostopp schlängelst Du Dich trickreich durch malerische bayerische Dörfchen, bis der Champagner Gravel ab und zu plötzlich endet und es etwas ruppiger zur Sache geht. Aber keine Sorge, mit 30-35 mm Reifen bist Du gut bedient. Und Autos? Hier draussen in Bayern so selten wie ein Wiener Schnitzel in Paris.

Weiter geht es in Richtung Ammersee, wo plötzlich der heilige Berg Bayerns mit dem Kloster Andechs vor Dir auftaucht. Oh nein, dieser Biergarten ist keine Halluzination. Nur echte Kostverächter trinken hier nichts. Danach schleichst Du Dich leise zum Ausflugs- und Erholungsort Starnberg und weiter ins Herz von München. Die Marschtabelle ist gnädig genug, dass Du Dir zur Halbzeit bzw. beim Checkpoint zwei im Mini Hofbräuhaus bzw. im Englischen Garten das Brevetmotto "a Weisswurst, a Brezn und a Bier" gnadenlos auslebst. Genau dafür bist Du ja schliesslich hierher geradelt, oder etwa nicht? Ja, wer wäre der Fürst der Finsternis, wenn er Dir nicht ab und zu mal was Gutes täte?

Weiter geht es zum legendären Olympiapark und dem geschichtsträchtigen Schloss Nymphenburg, wo Du Dich fragst: Traue ich mich als Mann hier rein und wenn ja, komme ich auch wieder raus? Bei knapp 300 Kilometern landest Du an einer 24h ARAL-Tankstelle, die der Fürst mit fast unheimlicher Präzision ausgewählt hat. Zufall? Wohl kaum. Danach geht es gemütlich dem Ammersee entlang mit weiteren Kalorientempeln in Reichweite – nur noch 60 Kilometer bis Marktoberdorf und Du kannst theoretisch wieder im goldenen M zuschlagen wie eine heranfliegende Heuschrecke.

Dann kommt Kempten (Allgäu) und plötzlich hast Du das Gefühl, dass eine stillgelegte Eisenbahnlinie aus den Aufstiegen Abfahrten macht - WTF! Ein Trugbild? Nein, einfach 30 Kilometer PURER Genuss – HELL YEAH! In Baden-Württemberg wartet dann der historische historische Gasthof Adler – zumindest in der Theorie, denn zu später Stunde bleibt es bei Riegeln und Fantasie. Doch lass Dich nicht beirren: Durch das stille Hinterland des Bodensees schlängelst Du Dich tapfer bis Überlingen (D), wo der letzte Checkpoint in der Höldinger Schlucht perfekt für Dein "Ich habe es fast geschafft" Photo posiert. Das Finale? flach wie in Holland geht es dem Überlinger See entlang bis Ludwigshafen und via Untersee zurück an den geilsten Arsch der Welt – Buch SH, wo die Küchenfee den Kalorientempel liebevoll pflegt und bewacht - what else?

• BRM 600: 12.1 Knochenbrecher Tour (HELL)
• BRM 300: 9.5 Knochenbrecher Tour (HELL)